Nach langer Unterbrechung wurde endlich das Halbfinale im Schwäbischen Mannschaftspokal gespielt. Wir waren zu Gast bei den Schachfreunden, dem frischgebackenen Deutschen U20-Meister – worauf mehrfach subtil hingewiesen wurde (u.a. mit der sehr leckeren Meister-Torte). Die gewohnte Ordnung müssen wir erst wiederfinden: pünktlich ankommen, Handy ausschalten und Uhr richtig betätigen klappte bei uns nicht wirklich.
Irgendwann wurde dann zum Glück doch noch Schach gespielt. Zalan, genannt „Der Spanier“, erwischte an Brett 1 einen holprigen Start. Sein Gegner Zarko übersah die Möglichkeit zum Läuferopfer auf h2, was Zalans Stellung schon gegen Ende der Eröffnung zerfleischt hätte. Das ging drei Züge lang, beim zweiten Mal wollte Zalan keinen Bauern geben, um es abzudecken, beim dritten Mal setzte er schlicht darauf, dass es seinem Gegner weiter verborgen bleibt. Danach spielte der „Spain-Man“ gegen das Läuferpaar, hatte als Kompensation aber sehr aktive Figuren. Das mündete in einem Läufer-Opfer auf f7, wodurch der kurz rochierte König freigelegt wurde und sich am Königsflügel vier Bauern gegenübersah. Zarko drohte zwar noch Matt mit dem Läufer auf h3 und der Dame auf der g-Linie. Das deckte Zalan aber souverän ab und zwang seinen Gegner mittels Schwerfiguren nach einigen Doppelangriffen zur Aufgabe.
Mit diesem 1:0 hatten wir eine gute Basis für die Zeitnotphase an den anderen Brettern. Dieser Vorteil war aber bald darauf futsch: Michael Martin ließ die Weisheit außer acht, dass man auf b2 nicht nehmen soll, selbst wenn es gut ist (der Pokal hat ja seine eigenen Gesetze…). Natürlich wurde die Dame schulbuchmäßig gefangen – zum Preis von einem Turm, Springer und zwei Bauern. Das führte zu einer reinen Abwehrschlacht von Michael, bei der er am Ende den Kürzeren zog.
An Brett 3 wählte Gerald überraschend Sizilianisch. Schon früh war sein d-Bauer auf der halboffenen Linie schwach und wurde geschlagen, was außerdem zum Damentausch führte. Viel schlimmer war jedoch, dass Gerald taktisch danebengriff: den Angriff auf seinen Zentrumsspringer beantwortete er mit einem Gegenangriff auf den exponierten Turm seines Gegners. Das brachte zunächst die Qualität, aber am Ende hingen vier Figuren – und hängende Figuren gehen ja bekanntlich verloren. Unser Mann wehrte sich tapfer, kam aber nicht mehr aus seiner Mausefalle heraus.
Damit lagen wir also 1:2 hinten, so dass uns nur noch ein Sieg von Roland an Brett 4 retten konnte. Zum Glück hatte sein Gegner keinen Überblick über den Zwischenstand und lehnte Rolands Remisangebot kurz vor der Zeitkontrolle ab. Beide Spieler lieferten sich ein hitziges Gefecht in beidseitiger Zeitnot. Als sich nach dem 40. Zug der Pulverdampf lichtete, ergab sich folgendes Bild: Roland musste einen Durchbruch der weit vorgerückten b- und c-Bauern verhindern, hatte aber umgekehrt auf der offenen h- und der halboffenen f-Linie die Chance, den schlecht geschützten König seines Gegners mit allen drei Schwerfiguren zu attackieren. Rolands blutjunger Gegner überlegte fast eine halbe Stunde lang und entschied sich dann prompt für die falsche Fortsetzung! Dadurch konnte Roland mit einem Turmopfer den heiß begehrten Sieg überraschend sofort einfahren.
Dank der Berliner Wertung „gewinnen“ wir 2:2 und ziehen mit ziemlich viel Glück ins Pokalfinale ein. Dort wartet schon das nächste Nord-Süd-Stadtderby, denn Kriegshaber ist kampflos weitergekommen.