Zu Beginn dieses Duells zwischen dem Meister und dem Aufsteiger hielt Johannes Pitl eine kleine Rede, schwelgte in Erinnerungen an die Zeiten, als beide Vereine noch in eigenen Gemeinden beheimatet waren, statt wie mittlerweile in Stadtteilen von Augschburg. Danach ging es los – an Brett 1 allerdings mit einiger Verspätung. Die Partie war dann auch so schnell remisiert, dass Einige gar nicht mitbekamen, dass sie überhaupt stattgefunden hatte.
Neben mir war der Gegner von Isaak so leichtsinnig, sich auf das Königsgambit einzulassen. Was dann kam, konnte niemanden überraschen: ein schnelles Matt für den schwarzen König, der noch nicht einmal gezogen hatte. So stand es früh 1,5:0,5 für uns.
Mein Gegner verzichtete darauf, die Entwicklung in seinem Damengambit abzuschließen und bestürmte mich stattdessen am Damenflügel. Dank solidem Spiel konnte ich zwei Bauern gewinnen, im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern sogar noch einen Dritten. Damit sah sich meine Schlachtreihe von der h- bis zur c-Linie einer nur halb so großen Truppe gegenüber, was meinen Gegner zur Aufgabe veranlasste – 2,5:0,5.
An Brett 2 einigte sich Helmut mit seinem Kontrahenten auf ein Remis. Selbst in der Analyse konnte niemand dieser eher langweiligen Partie etwas Interessantes abgewinnen, und so wandten sich alle Blicke den Brettern zu, die noch bespielt wurden – und regelrecht brannten! Unser Ewiges Nachwuchstalent Tobias hatte zwei Bauern gewonnen. Nach einigen Scharmützeln zwischen seinem Springerpaar und den Läufern seines Gegenübers konnte er einen weiteren Sieg zum 4:1 für uns verbuchen.
Werner bot derweil einen Springer als Opfer dar. Ich bezweifle noch immer, dass dies korrekt war. Immerhin dachte sein Gegner so lange über diese Frage nach, dass er in Zeitnot geriet. Dadurch traf er ein paar falsche Entscheidungen, wodurch unser Mannschaftsführer endgültig eindringen und Mattsetzen konnte.
Damit war der Mannschaftssieg unter Dach und Fach. Johannes stand an Brett 6 unter Dauerdruck von Schwerfiguren und einem Läufer. Dabei hatte er selbst nur den Hauch eines Gegenspiels. Diese Kontergefahr, die man eigentlich mit der Lupe suchen musste, genügte aber zum Glück, um ein Remis zum 5,5:1,5 herbeizuführen.
In der letzten noch laufenden Partie bekriegten sich am 4. Brett „Pschemek“ und Tobias Artz. Der hat schon so manche starke Partie in Haunstetter Turnieren vorgespielt, so dass es uns nicht überraschte, wie viel Druck er aufbaute. Als beide schon in Zeitnot gerieten, gewann er so die Qualität. Leider „vergaßen“ beide, in ihren letzten fünf Minuten wenigstens Striche auf dem Partieformular zu machen. Deswegen entwickelte sich – wohlgemerkt mit Augsburgs ältesten Analoguhren – eine regelrechte Blitzpartie, die natürlich keiner mitschreiben konnte. Das Erreichen der 40 Züge war aber eindeutig. Als sein Plättchen danach fiel, hatte Tobias einen Randbauern und den – aus seiner Sicht – richtigen Läufer gegen den König. Ehe noch jemand Gelegenheit fand, die Uhr zurückzustellen, hatte Isaak zur allgemeinen Erheiterung schon ein Remis eingetragen. Das musste dann aber einige Züge später korrigiert werden, denn unser Mann gab verständlicherweise auf.
Trotz dieses tragischen Schlusspunkts haben wir uns oben in der Tabelle eingruppiert und schielen auf den begehrten Aufstiegsplatz. Aber die Saison ist noch lang und das nächste Spiel ist immer das schwerste!
von Robert Kutschick