Kriegshaber III – Haunstetten III
Ein Bericht von Robert Kutschick:
Ziemlich ersatzgeschwächt traten wir bei den noch ersatzgeschwächteren Kriegshaberern an.
Bekanntlich spiele ich ausschließlich unspektakuläre Partien; Opfer kommen darin nicht vor. Diesmal war alles anders, weil mich mein Gegner mit entgegengesetzter Rochade und Bauernansturm zu einer Achterbahnfahrt zwang, die mir einen ungewohnt hohen Puls bescherte.
Nach einer Weile überblickte ich die anderen Partien (auch, um mich von meiner zu erholen): Tobi hatte früh einen Bauern eingebüßt, Mikhail bündelte alle Kräfte für einen Zentrumsschlag und Illia prügelte einen Bauern in die gegnerische Stellung, der prompt mittels Permutation eine Figur gewann. Die übrigen Spiele waren unauffällig, so dass ich mich wieder meinem eigenen widmen konnte. Ich entschied mich, meinen Läufer für geballte Bauern-Power zu opfern und bekam – durch die zweite Umwandlung an diesem Abend – ein Matt in 19 auf´s Brett. Die Welt wird nie erfahren, ob ich das gefunden hätte, weil der feindliche König das falsche Fluchtfeld wählte, so dass er deutlich schneller zu Tode kam – 0:1.
Kurz darauf setzte Illias Gegner alles auf den Lucky Punch, verlor dadurch einen Turm und etliche Bauern. Grinsend kam Illia auf mich zu und flüsterte sein berühmt-berüchtigtes: „Keine Chance!“ So stand es schon nach rund zwei Stunden 0:2.
Vitaliy und Isaak waren heute nicht ganz so in Kampfeslaune wie zuletzt, sorgten für identisches Material und zementierte Bauernketten. Folgerichtig gab es in kurzer Folge zwei Remisen zum 1:3.
Mikhail tauschte einen Läufer und schlug dann mit seinem Springer die Speerspitze der feindlichen Bauernkette ab. Das Rössel musste sich dabei keine Sorgen machen, wusste es doch alle Schwerfiguren hinter sich, die auf den Zentrumslinien aggressiv in Richtung des unrochierten Königs blickten. Die Okkupation der 7. Reihe war dann ein Kinderspiel, das Matt nur eine Frage der Zeit. Mikhails Gegner wollte sich das nicht zeigen lassen und gab auf.
Die 4:1-Führung beruhigte mich allerdings nicht: Tobi, der sich wohl am Abend vorher beim Sieg über Helmut verausgabt hatte, verpasste die Gelegenheit, ein paar Bauern zu tauschen und ließ sich dann auch noch vom gegnerischen Läufer-Springer-Duo auf die Grundreihe drängen. Da half der eigene gedeckte Freibauer auf der dritten Reihe auch nichts mehr, er bekam leider nicht genug Unterstützung von Tobis Springerpaar. Diese tragische Niederlage brachte die Hausherren wieder auf 2:4 heran.
Bei „Pschemek“ überschlugen sich derweil die Ereignisse: seine Figuren – Turmpaar, Läufer und Springer – waren anfällig gruppiert und wurden vom Gegner (einem früheren Zweitligaspieler!) ziemlich bedrängt. Irgendwann gelang doch der Befreiungsschlag, der sogar einen Mehrbauern brachte. Ob dieser Vorteil von Dauer sein konnte, weiß ich nicht, jedenfalls hing plötzlich „Pschemeks“ Läufer. Ein Bauerngegenstoß geschah auch nur alibimäßig (O-Ton: „letzte Chance…“) mit der Hoffnung auf einen gegnerischen Fehler – der prompt passierte! Die falsche Abwicklung brachte wenig später das nötige Remis für unseren Mannschaftssieg.
Damit ging es bei Gerald nur noch um die Höhe. Er initiierte einen Königsangriff, der bald einen Qualitätsgewinn und einen gedeckten Freibauern auf g6 bescherte. So etwas nennt man wohl Sargnagel. Obwohl Isaak bei der anschließenden Analyse steif und fest behauptete, die Fortsetzung hätte man auf beiden Seiten besser spielen können, reichte es am Ende zum Sieg: Geralds Turm unterstützte fleißig die Bauern gegen den verbliebenen Läufer und behielt auch den einzigen gegnerischen Freibauern im Auge.
Mit diesem recht deutlichen Sieg, der nur zwischenzeitlich in Gefahr geraten war, behalten wir die Tabellenführung und erleben jetzt wohl einen Dreikampf um den begehrten Aufstiegsplatz.